Kleine Dramen im Backumer Tal

ENTSCHEIDUNGEN:
Ringer dominiert Langstrecke, LG Dorsten erkämpft sensationell Team-Silber

Am Ende von mehr als sieben Stunden Cross-DM stand eine Demonstration in Sachen Laufsport. Richard Ringer, der 14. Der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Peking 2015, tat, was er im Gespräch mit unserer Zeitung angekündigt hatte: Der 27-jährige zeigte, „was ich im Cross drauf habe“.
Ringer setzte sich auf der 10,4-km-Langstrecke sofort an die Spitze und stürmte davon. Das sich die Piste durchs Backumer Tal über weite Strecken in eine Morastlandschaft verwandelt hatte, konnte den Mann vom VfB Friedrichshafen am Bodensee nicht ausbremsen.
Ringer lief ungefährdet zum Titel und entschuldigte sich hinterher beinahe dafür, dass Vizemeister Mitku Sebokola (Quelle Fürth) zwischenzeitlich mal auf 50 Meter herankam.Er sei ja noch gar nicht richtig in Form: „Die soll erst imSommer da sein – zu den Olympischen Spielen. Aber trotzdem: Ich bin heute schon gefordert worden.“
Die harten Duelle, die kleinen sportlichen Dramen spielten sich aber hinter Ringer und Sebokola ab. Mittendrin: die Mannschaft der LG Dorsten, die ebenfalls hielt, was sie versprochen hatte.

Sie bot eine exzellente Teamleistung und erkämpfte einen der größten Erfolge der Klubgeschichte: Thorben Dietz, Yannik Duppich und Andreas Keil-Forneck liefen hinter Quelle Fürth zu Team-Silber – und ließen dabei fast sensationell Titelverteidiger SG Wenden hinter sich.
Es hätte sogar noch besser kommen können für die LG – wenn ihr drittstärkster Läufer in die Wertung eingegangen wäre. Der Belgier Christophe Gallo, erst seit diesem Jahr im LG-Trikot, ist im Hauptberuf Landwirt und bewirtschaftet auch ein paar Äcker auf deutschem Boden, sein Hof liegt aber ein paar Meter jenseits der Grenze. Erst 2017 darf Gallo auch bei Deutschen Meisterschaften für Dorsten starten. Für das beste Einzelresultat sorgte Thorben Dietz: Der Dorstener wurde Achter – das stärkste Ergebnis des 26-jährigen bei einer Cross-DM bislang. Ganz glücklich wirkte Dietz im Ziel trotzdem nicht. „Ich bin wohl doch kein so guter Matsch-Läufer“, sagte er. Bei besseren Bodenverhältnissen im Backumer Tal wäre vielleicht mehr drin gewesen. Aber Silber mit der Mannschaft wird auch den Junglehrer getröstet haben.

Julius Scherr über Urkunde glücklich
Aller Ehren wert war der achte Platz, den Julius Scherr (LG Dorsten) über 5,9 km in der Altersklasse U20 erkämpfte. Den 18-jährigen Abiturient hatte ausgerechnet in der Woche vor der DM eine Erkältung erwischt – in Herten zog er am Samstag noch immer etwas verschnupft die Laufschuhe über. „Ich bin total zufrieden, unter diesen Bedingungen mit einer Urkunde nach Hause zu fahren“, pustete der Polsumer im Ziel durch. Die gab’s für Rang acht und eine zweite unmittelbar danach noch dazu. Das Team der LG Dorsten mit Julius Scherr, Marvin Hebenbrock und Lutz Holste wurde Fünfter.
Was es sonst noch an sportlich hochklassigen Entscheidungen gab? Das von den Laufexperten mit Spannung erwartete Duell auf der Mittelstrecke zwischen Florian Orth (LG Regensburg) und Timo Benitz (LG Nordschwarzwald) auf der 4,5 km-langen Mittelstrecke fiel aus.
Orth, vor einer Woche Doppelsieger bei den deutschen Hallenmeisterschaften über 1 500 und 3 000 m, dominierte auch in Herten und gewann seinen dritten Titel binnen acht Tagen.
Benitz‘ Ambitionen, Revanche für Leipzig zu nehmen, blieben im Morast stecken. Auch so ein kleines Drama im Backumer Tal: Der 24-jährige Student kam mit der aufgeweichten Strecke nicht zurecht: „Wenn wir das Rennen doch wie auf den ersten Metern im Stadion ausgetragen hätten!“ Da hatten die Läufer noch festen Grund unter den Schuhen.
Was war, zeigte Alina Reh (SSV Ulm) eindrucksvoll: Die deutsche Meisterin über 5 ooo m und Jugend-Europameisterin hängte die U20-Konkurrenz bereits auf der ersten Runde ab. Leichtfüßig nahm die zweimalige „Jugend-Leichtathletin des Jahres“ selbst schwerste Passagen und Hindernisse.
Mit rund 200 Metern Vorsprung verteidigte Reh ihren Titel aus dem Vorjahr. Keine Frage, von der 18-jährigen wird man noch viel hören.

Quelle: von Thomas Braucks; Zeitungshaus Bauer