Zur Not eben in Socken

IM MORAST: Die Cross-Strecke in Herten verlangt den Athleten alles ab – sogar die Schuhe

Thomas Vogl schaute sich in der letzten Runde kurz um, zögerte einen Sekundenbruchteil – und lief weiter. Auch ohne den linken Schuh, der gerade im Schlamm stecken geblieben war.
„Ich wollte den vierten Platz unbedingt verteidigen“, sagte der Trainer und Läufer vom Recklinghäuser LC schmunzelnd. „Außerdem brauchte der Läufer vor mir den Druck.“ Thomas Vogl hatte richtig gepokert: Platz vier in der Altersklasse M60 – nie und nimmer hätte er damit gerechnet, so weit nach vorn zu laufen, berichtete der Routinier nach der ersten Laufentscheidung der Cross-DM: „So und jetzt gehe ich den Schuh suchen – mein Fuß wird langsam kalt.“
Der Recklinghäuser war nicht der letzte, dem das Missgeschick widerfuhr. Herren – und damenloses Schuhwerk – es wa eines der großen Themen der deutschen Crossmeisterschaft.
Helmut Gronau, der Vorsitzende von LA Spvgg. Herten, hatte es kommen sehen. Am Freitag präparierte Gronau mit seinem Team die Strecke, als hefitger Schneeregen über der Region niederging. Harte Arbeit bei diesen Bedingungen. „Es war klar, dass derBoden im Backumer Tal dasWasser nicht so einfach wegstecken würde“, sagte Helmut Gronau.
Es kam, was kommen musste – und wofür der Gastgeber einer glänzend ausgerichteten DM nichts konnte: mit jeder Runde, den die mitunter mehr als 200 Läufer starken Felder durch das Backumer Tal „pflügten“, wurde die Strecke tiefer und morastiger. Nicht auszudenken, es hätte am Samstag weiter geregnet – wie von vielen Mereorologen erwartet.
LA Spvgg. Herten reagierte in Absprache mit dem Kampfgericht und dem DLV flexibel: Mehrfach wurde die Streckenführung an neuralgischen Punkten verändert, die Läufer umgeleitet, um den Athleten halbwegs ordentliche Bedingungen zu bieten.
Trotzdem waren am Samstag in dem tiefen Geläuf Kraft, Geschick und Ausdauer Trumpf. Und Schuhe, die fest am Fuß saßen.
Dennoch ging bei der Laufschlacht im Schlamm immer wieder ein Schuh verloren. Nicht wenige Läufer, die ihren Wettkampf wild entschlossen in Socken zu Ende brachten.
Der prominenteste Starter der deutschen Langstreckenmeister Richard Ringer, beobachtete das Geschehen beim Warmmachen mit einem mulmigen Gefühl. Schon wegen der möglichen Gefahr, sich zu verletzen.
Ringer empfahl: Im Zweifelsfall lieber umdrehen und den Schuh wieder anziehen. „Die Zeit, die man dabei verliert, holt man doch mit Schuh wieder herein“.

Quelle: Thomas Braucks; Zeitungshaus Bauer